Die Muskulatur sportlich genutzter Hunde ist besonders von Überlastungsschäden und äußeren Verletzungen betroffen.
Können Hunde Muskelkater bekommen?
JA!
Warum?
Der Muskelstoffwechsel des Hundes gleicht dem der Menschen!
Die Energiequelle für die Muskelkontraktion (=das Zusammenziehen der Muskulatur) ist gespeicherte Glucose, das Glykogen!
Bei übermäßiger Beanspruchung des Hundes oder bei Beanspruchung untrainierter Hunde kommt es zum „sauren Stoffwechsel“, d. h. Milchsäure lagert sich in den Muskelzellen ab und verursacht Muskelkater. Übermäßige Belastung untrainierter Hunde führt zu Muskelschmerzen.
Einige wichtige Überlegungen bevor es losgeht …
- Hunderassen, die für bestimmte Krankheiten des Bewegungsapparates prädisioniert sind:
Toy-Rassen: Kniescheibenluxation
Großwüchsige Hunde (z.B: DSH, Rottweiler): Hüftgelenksdysplasie / Isloierter Processus anconeus (Ellenbogen), Ellenbogengelenksdysplasie, Knochenhautentzündung (Panostitis) - Alter: Die größten Skelett-Wachstumsleistungen werden im Alter vom 4. bis 7. Lebensmonat erbracht (90% des Gliedmaßen-Längenwachstums). Bis zum 12. Lebensmonat haben sich in der Regel alle Wachstumsfugen der Knochen geschlossen, d. h. ab dann ist das Knochenwachstum zum größten Teil abgeschlossen.
- Ernährung: Falsche bzw. unausgewogene Ernährung kann bei jungen Hunden für Wachstumsstörungen des Skeletts krankheitsauslösend sein. Unausgewogene Ernährung heißt u. a. zu energiereich und/oder zu kalziumreich.
Die Statik unserer Hunde
Wie funktioniert eigentlich die Skelett- und Muskelkonstruktion bei unseren Hunden – was hat sich die Evolution so ausgedacht, damit unsere Vierbeiner geländegängig sind?
Das Grundprinzip der Skelett- und Muskelkonstruktion des Tierkörpers ist das einer in sich verspannten Bogenbrücke.
Bestandteile der Brücke:
- Brust – und Lendenwirbelsäule als Brückenbogen. Dieser Bogen ist durch den speziellen Aufbau der Wirbelkörper vor zu großen seitlichen Bewegungsausschlägen gehemmt. Die an den Wirbelkörper verlaufenden Bänder und Muskeln straffen den Bogen
- Rippen mit ihren Muskeln und der Bauchmuskulatur als Stützung bzw. Verspannung des Brückenbogens
- Brustbein und die Bauchmuskeln als Bogensehne
Diese Brücke hängt einerseits mittels der Muskulatur des Schultergürtelszwischen den Schulterblättern und ruht andererseits auf den beiden Oberschenkelköpfen.
WICHTIG: Die Brustwirbelsäule ist federnd durch Muskelbänder an den Schultergelenken aufgehängt. Das verhindert die Übertragung der Erschütterungen beim Aufsetzen der Gliedmaßenenden auf Halsmark und Gehirn, also auf die lebensnotwendigen Nervenzentren.
Körpergewichtsschwerpunkt in Höhe des 9. Interkostalraumes.
Hauptkörpergewicht des Hundes, rund 62%, liegt auf den Vordergliedmaßen
Bei Schädigung einer Hinterextremität wird zur Entlastung das Körpergewicht so auf die anderen drei Extremitäten verlagert, dass die diagonale Vorderextremität als die Spitze des „gesunden Dreiecks“ am meisten Gewicht aufnehmen muss.
Es kommt zu einer noch stärkeren Gewichtsbelastung der Vorderextremitäten, was letztendlich zu einer dauernden Überlastung der auf diese Weise mehr zu belasteten Extremitäten führt. Auf die Dauer ist das für den Körper aber nicht tragbar. Es kommt zur Mikrotraumatisierung sowie zum Muskelhartspann der Muskulatur. Das betrifft v. a. die Rückenmuskulatur, denn über diese erfolgt schließlich die ständige Umverteilung des Körpergewichtes.
Spondylosen
Bei Patienten mit Hüftgelenksdysplasie sind diese Gebiete vor allem im hinteren Drittel der Rückenmuskulatur zur finden. Im Röntgenbild finden sich häufig an Schlüsselstellen, vor allem am Übergang Brustwirbelsäule-Lendenwirbelsäule.
Dieser krankhaften Verlauf kann deutlich verzögert werden, wenn frühzeitig z. B. mit chondroprotektiven Ergänzungsfuttermitteln entgegengewirkt wird.
Der Muskel
Jeder Muskel entspringt und endet mit einer Sehne am Knochen. Läuft eine Sehne unter erheblicher Zugspannung über die Knochenvorsprünge oder Gelenk, so werden sie dort von einer Sehnenscheide umhüllt. Diese ist wie ein Schleimbeutel aufgebaut.
Man unterscheidet die statische Haltemuskulatur (im Wirbelsäulenbereich) und die dynamische Extremitäten-(=Gliedmaßen)muskulatur.
Die Extremitätenmuskulatur besitzt gegenüber der Haltemuskulatur eine Dehnbarkeit von 150% ihrer Ruhelänge
Die Muskulatur der Gliedmaßen ziehen über ein bis zwei Gelenke und sind für die Gelenkgrundbewegungen verantwortlich: Beugung / Streckung / Abspreizung / Ein- und Auswärtsdrehen.
Die Gelenke
Gelenkflächen bestehen aus Knorpelzellen, die die sie umgebenden Gelenkknorpel synthetisieren. Dieser besteht aus den Glucosaminen, die ein hohes Wasserbindungsvermögen haben.
Zur Ernährung des Knorpels ist eine regelmäßige Gelenkbewegung notwendig. Ist das Gelenk in Ruhe, so ist die Gelenkflüssigkeit dickflüssiger.
Ursache ist die Temperatur, so ähnlich wie beim Motorenöl. Bei Gelenkaktivität ist die Temperatur in der Gelenkhöhle deutlich gesteigert. Damit verringert sich die Viskosität, die Gelenkflüssigkeit wird dünner: Diese erklärt das Phänomen des sich Einlaufens.
Krankheiten an den Gelenken
Inaktivitätsatrophie des Knorpels
Zur Ernährung des Knorpels ist eine regelmäßige Gelenkbewegung notwendig
Bei sportlichem Training nimmt die Knorpeldicke deutlich zu! Dagegen tritt schon nach wenigen Tagen der Ruhigstellung des Gelenks Schädigung am Knorpel auf. Die Produktion von Gelenkknorpel nimmt durch Ruhigstellung ab.
Arthrose = mit Knorpelabbau einhergehende Gelenkserkrankung
Ursachen:
Fehlbelastung, unsachgemäße Belastung, Mikrotraumen der Knorpeloberflächen, bedingt durch Übergewicht führen zum Druckanstieg in den Gelenken und damit zur Austritt von Gelenkflüssigkeit. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Reibung der Knorpelflächen gegeneinander und zu einer unphysiologischen Belastung.
Folgen: Extremitätenfehlstellung, z. B. Hüftgelenksdysplasie (HD)
= angeborene Erkrankung des Hüftgelenks; entwickelt sich während der Wachstumsphase vornehmlich bei raschwüchsigen und großrahmigen Hundrassen.
Dabei bildet sich die Hüftgelenkspfanne nur ungenügend aus, so dass der Oberschenkelkopf zu wenig Halt findet und auskugelt. Diese Hunde zeigen oft jahrelang ein gutes Bewegungsbild, bis es zu deutlichen Störungen der Beweglichkeit kommt. Das resultiert aus dem im Gegensatz zum Menschen besseren Vermögen, die geschädigte Extremität zu entlasten durch Umverteilung des Körpergewichtes.
Kniescheibenluxation (Patellaluxation)
Spondylose
= Nichtentzündliche Erkrankung der Wirbelsäulengelenke, die durch zunehmende Verknöcherung der Wirbelkörper gekennzeichnet ist
Ursache: zu starke Schwingungsbewegungen der Wirbelsäule;
zum Teil rassespezifisch: Labrador Retriever, Golden Retriever, DSH. Wenn die Verknöcherungen (Brücken) vollständig durchgebaut sind, ist nur eine mechanische Behinderung vorhanden. Wenn unvollständig kommt es zu einem entzündlichen Schmerzgeschehen
Krankheiten des Bewegungsapparates und deren Entstehung
Muskelatrophie
= Abnahme der Muskelmasse
Ursachen:
- Inaktivitätsatrophie: Dickenabnahme der Muskulatur die reversibel ist
Beispiel: Ruhigstellung einer gebrochenen Gliedmaße nach einer Verletzung mittels Gipsverband - Neurogene (nervlich bedingte) Atrophie:
Muskeldegeneration, die nicht oder nur teilweise reversible ist
Beispiel: Knochenbruch mit Durchtrennung aller Nerven, Wirbelsäulenverkalkung mit Verknöcherung der Nervenaustrittsöffnungen aus den Wirbelkörpern, aus den Wirbelkörpern austretenden Nerven
Myogelose
- örtliche arterielle Durchblutungsstörungen in der Muskelfaser
- bindegewebige Quellung und Ödembildung
- hier keine Muskelkontraktionen möglich
- vor allem am hinteren Schulterblattrand
Ursache: falsche Belastung / Verletzungen / Traumata
Muskelhartspann
- lang anhaltende Muskelverspannungen
- Reaktion auf Schmerz (Schutzspannung)
- Ursache: degenerative (sich immer weiterentwickelnde) Gelenkentzündungen / psychosomatische Verspannungen
Muskeltraumata
= Reißen der Muskeln
Ursache: akute Gewalteinwirkung oder Verletzungen aber auch schleichend durch Mikrotraumatisierung aufgrund ständiger unphysiologischer Belastungen …
- in der Umgebung der Ruptur kommt es zur Ödem– und Hämatombildung
- es kann selber zur Neubildung von Muskelfasern kommen bzw. bei größeren Defekten erfolgt eine Reparation durch Narbengewebe
Therapie: konservative Ruhigstellung für mehrere Wochen, größere Rupturen werden operativ versorgt
Weichteilrheumatismus
= erblich veranlagtes Schmerzgeschehen; typisch ist das Auftreten von so genannten tenderpoints (Schmerzpunkten).
Die Muskulatur sportlich genutzter Hunde ist besonders von Überlastungsschäden und äußeren Verletzungen betroffen.
Sie sollte auf verstärkte Belastung gezielt vorbereitet werden, so dass Überlastungsschäden vermieden werden können und Verletzungen rascher ausheilen.
Die Belastungen sind je nach Art des Sportes sehr unterschiedlich.
Auf Rennstrecken müssen die Hunde in den Kurven teilweise Winkel von ungefähr 40° einnehmen was zur Einwirkung von starken dynamischen Kräften vor allem auf die Extremitäten führt.
Dabei werden die Gelenkflächen sehr ungleich belastet, was zu einem Proteoglykanenverlust nach sich zieht, zum anderen zum Viskositätsverlust der Synovia führt.
Bei den Wendungen kann es auch zu derart starken Stößen des Oberschenkelknochens in die Hüftgelenkspfanne kommen, dass sich nachfolgend eine Lahmheit aufgrund der Entzündung der Gelenksflüssigkeit zeigt.
Außerdem können durch diese schnellen Wendungen Muskel- und Sehnenrupturen aufgrund der ungleichen Bewegungen entstehen.
Häufiger kommt es zumindest zu minimal- oder Teilrupturen, die wiederum zur Ausbildung von Sehnenscheidentzündungen führen können.
Durch Massage oder Stretching (vor dem Rennen/Sport) kann man die optimale Durchblutung der beanspruchten Muskulatur gewährleisten sowie ihre Dehnbarkeit optimieren.
Durch aktives Training wird die Phase der Sauerstoffdefizites am Beginn der Belastung deutlich gesenkt und die Leistungsreserven werden stärker genutzt, nämlich nahe an der Leistungsgrenze heran.